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08. April 2024
WESER KURIER / VERDENER NACHRICHTEN
von Susanne Ehrlich

Startschuss für das Casting gefallen

Hinter den Kulissen beginnt es zu rumoren: Schon in 15 Monaten stehen wieder die großen Tribünen auf dem Domplatz, und Verden darf gespannt sein auf die Domfestspiele 2025. Deren Künstlerischer Leiter Hans König hat schon mal vorgearbeitet: Das neue Stück "Die Zündholz-Frau" steht fix und fertig auf dem Papier. Es handelt von schillernden Theaterwelten, dekadentem Reichtum und seiner Kehrseite, dem Elend der Arbeiterschaft in den Verdener Fabriken.

Voller Vorfreude: Volker Schwennen (v. l.), Hans König und Ralf Böse stellen das neue Stück auf dem Verdener Domplatz vor.
Foto: Michael Galian (Weser Kurier)

Man schreibt das Jahr 1878. Seit sieben Jahren führt der Kaiser sein strenges Regiment, die Industrialisierung schreitet mit aller Brutalität voran, und überall im Land brodelt es. Mit seinem Sozialistengesetz will Bismarck dagegen steuern, doch die Arbeiterbewegung nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf. In Verden gewinnt der aufstrebende Unternehmer und Theaterchef Heinrich Willibald Stendel immer mehr Einfluss. Er hat alles, was man sich wünschen kann: Wohlstand, ein erfülltes Leben mit vielseitigen Aufgaben, eine ehrgeizige Verlobte, die all ihre Hoffnungen in ihn setzt. An die Situation der Arbeiter in seiner Zündholzfabrik verschwendet er keinen Gedanken. Doch dann lernt er die junge Arbeiterin Klara kennen, und sein Leben und Handeln wird völlig auf den Kopf gestellt.

Eifersucht, Machtkämpfe, Intrigen und Verrat sind Zutaten dieser spannenden Geschichte aus einer Zeit, die, so König, "die Weichen zu unserer heutigen Wirtschaft und Gesellschaft gestellt hat".
Von Bürgern für Bürger

Als Nachfolge der "Rebellischen Hexe" aus dem Jahr 2022 war für Hans König klar, dass nun ein Zeitsprung gemacht werden sollte, um etwas ganz Neues zu erzählen. "Bei meiner Suche in den Verdener Annalen fiel mir die Figur des Willibald Stendel auf, und das Leben des umtriebigen Verdener Kaufmanns schien mir besonders geeignet, mit seiner Biografie auch die Zeit zu erzählen, in der er lebte."

Denn das ist eine der Besonderheiten der Verdener Domfestspiele: Jedes Stück ist der Stadt und ihren Bürgern auf den Leib geschrieben, und dadurch ist jedes von ihnen ein unverwechselbares Unikat, das nur hier im Schatten des Verdener Domes und nirgendwo anders zu erleben ist. Und die zweite, vielleicht noch wichtigere Besonderheit: Das Ensemble setzt sich ebenso wie die Personen der Handlung größtenteils aus Bürgern der Stadt zusammen, die sozusagen ihre eigene kollektive Vergangenheit spielen. Und damit kommt, kaum dass die Tinte auf dem Bühnentext trocken ist, die zweite große Aufgabe auf König und sein Leitungsteam zu: Gemeinsam mit Geschäftsführer Volker Schwennen, Ralf Böse, dem Vorsitzenden des Vereins Verdener Domfestspiele, und Hiltrud Stampa-Wrigge als Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, hat er den Startschuss für das Casting gegeben.
Vor und hinter der Bühne

Von nun an können sich alle Interessierten, ob alte Domfestspiel-Hasen oder hoffnungsvolle Neueinsteiger, um eine Rolle beim großen Theater-Event bewerben. Auf der Internetseite www.dfsverden.de finden Interessierte unter dem Button "Mitmachen" ein Online-Bewer­bungsformu­lar. Dabei können sie sich nicht nur als Bühnendarsteller bewerben, sondern auch für die vielfältigen Aufgaben hinter der Bühne. Von Bühnenbild, Requisite und Kostüm über Aufbau und Technik bis zu Security und Catering werden jede Menge helfende Hände gesucht. Wer sich hingegen mit den neuen Medien auskennt, ist zur Betreuung der Social-Media-Kanäle sowie als Audioproducer oder beim Moderieren der Podcast-Produktion rund um die Domfestspiele sehr willkommen.

Wer sich auf die Domfestspiel-Bühne traut, ganz gleich ob in einer stummen Rolle inmitten des Volkes oder einer größeren Sprechrolle, ist von Anfang an unverzichtbarer Teil des Ganzen. "Bei uns gibt es keinen starren Figurenbedarf, sondern die Menschen, die sich melden, können gemäß ihrer eigenen Persönlichkeit die Figur mitgestalten", versichert König. "Dabei nehmen wir jede Rolle gleich wichtig. Jeder Einzelne liefert seinen unverzichtbaren Beitrag, damit am Ende alles stimmt."
Ausbildung von der Pike auf

Jeder Darsteller erhalte für seinen eigenen kleinen oder großen Auftritt von der Pike auf eine Ausbildung. "Oft gehe ich mit einer einzigen Person oder einer bestimmten Gruppe in Einzelproben. Wir proben so, dass nichts und niemand unbeachtet bleibt." Königs Ziel ist Perfektion bis ins letzte Detail: "Wir wollen kein Amateurtheater sein, sondern eine 'professionelle Leistung der Laien' abliefern."

Auf diese Weise müssen auch Hauptrollen keineswegs zwingend von Profis besetzt werden. In der "Rebellischen Hexe" hatten sich die 18-jährige Inga Müller und die gleichaltrige Joelie Effenberger die Titelrolle geteilt – beide hatten sie auf ihre persönliche Weise ausgefüllt, eigene Schwerpunkte gesetzt und eine wie die andere rundum überzeugt. "Das ist das Großartige an unseren Domis: Es gab überhaupt keine Konkurrenz, sondern einen solidarischen und respektvollen Austausch", freut sich Ralf Böse. "Das hat sicher mit dem viel zitierten 'Geist der Domfestspiele' zu tun, denn jeder will dabei vor allen Dingen Teil des Ganzen sein." Und König ergänzt: "Dabei lernen alle gemeinsam, dass man sich in der Gruppe gegenseitig besser macht."
Zuschuss von der Stadt

Doch noch steht alles auf Anfang. Auch die Finanzierung steckt noch in den Kinderschuhen. "Wir werden bis zu 500.000 Euro benötigen", weiß Volker Schwennen. "Die Stadt Verden hat uns bereits 70.000 Euro in zwei Tranchen zugesagt und wir sind sehr glücklich, dass es einen großen Kreis langjähriger Unterstützer in der Verdener Wirtschaft gibt." Mit ihnen haben die Gespräche für 2025 gerade erst begonnen, doch eines sei bereits jetzt spürbar: "Nach wie vor gibt es eine starke Verbindung der Verdener Unternehmerschaft mit den Domfestspielen, und wir arbeiten daran, sie noch weiter zu vertiefen."

11.10.23 KREISZEITUNG

Kultur kostet – und fördert die Wirtschaft

In Sachen Kulturförderung ist man sich in Verden einig. Der Ausschuss befürwortet Zuschüsse u.a. für die Domfestspiele.

Wo immer Verdens Kommunalpolitik gedenkt, den Gürtel enger zu schnallen – bei der Kulturförderung jedenfalls nicht. Darüber herrschte im zuständigen Ausschuss, der am Donnerstag zum zweiten Mal in dieser Woche tagte, Konsens. Trotz einiger Kostensteigerungen.

Und so zog sich der Satz „Die Vorgaben nach dem Handlungskonzept werden nicht eingehalten“ wie ein roter Faden durch die Beschlussvorlagen. Da half es wenig, dass der Ausschuss die Anhebung der Verzugsgebühren der Stadtbibliothek zum 1. Januar befürwortete. Statt 40 Cent pro Buch und Öffnungstag werden dann 60 Cent fällig, ab 2025 sollen es 80 Cent sein.

„Ich finde das alles andere als gut“, sagte Bibliotheksleiter Stefan Kaplon. „Es geht ziemlich schnell, dass da mehrere Hundert Euro zusammenkommen“, befürchtete er, dass sein Team dann mit säumigen Kunden sehr viel diskutieren müsse. „Man hat als Nutzer ja eine Steuerung“, erinnerte Janina Tessloff (Grüne) daran, dass jeder Leser es selbst in der Hand hat, die Bücher zeitig zurückzugeben. Angesichts 6  000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr stimmte auch der Ausschuss zu.
Mehrere Zuschüsse beschlossen

Kulturförderung sei Wirtschaftsförderung, waren sich die Mitglieder einig. Schließlich belebten Einrichtungen und Veranstaltungen die Innenstadt. 7 000 Euro Zuschuss für ein Dom-Konzert im Rahmen des Musikfestes Bremen waren daher ebenso schnell abgenickt wie der Teilhaushalt mit vielen Einzelpositionen wie „Tanz macht Schule“, Kommunales Kino, „Maiklänge“ und Verdener Jazz-und Blues-Tage.

Hatte der Kulturausschuss bereits am Dienstag einstimmig für einen Zuschuss über 35 000 Euro für das Domplatzfestival kommendes Jahr votiert, ging es am Donnerstagabend am unter anderem um Museen, Stadtbibliothek und die Domfestspiele.

Bei Domherrenhaus und Deutschem Pferdemuseum sind es vor allem Kostensteigerungen im Energie- und Personalsektor, die den Zuschussbedarf erhöhen. Für Verden ist das mit jährlichen Mehrausgaben von rund 133 000 Euro verbunden.

Einmalig 80 000 Euro sollen 2024 in die Stadtbibliothek investiert werden, um diese zu einer sogenannten „Open Library“ zu machen. Aktuell ist die Einrichtung am Holzmarkt 30 Stunden pro Woche geöffnet, als „Open Library“ soll sie Nutzern zunächst an 60 Wochenstunden zur Verfügung stehen, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten und ohne Personal. Dafür braucht es allerlei Technik – Kartenlesegeräte für den Eingang, Videoüberwachungssystem, Selbstverbuchungsterminal –, Mobiliar und bauliche Veränderungen.
Die Domfestspiele standen zuletzt unter hoher Belastung

„Ein wirklich sehr interessantes Projekt“, befand Karin Hanschmann (SPD). Weiteren Gesprächsbedarf hatte der Ausschuss nicht. Er stimmte zu – und drückt nun die Daumen, dass sich der Zuschussbedarf noch um 48 000 Euro verringert, wenn möglicherweise Landesfördermittel aus dem Topf der „Zukunftsräume Niedersachsen“ in dieser Höhe fließen.

zum Artikel in der Kreiszeitung

05.04.23 WESER KURIER

Nach der Saison ist vor der Saison

2025 soll sich wieder der Vorhang auf dem Verdener Domplatz heben. Regisseur Hans König feilt bereits eifrig am neuen Stück. Nur eine Sache bereitet den "Domis" derzeit Sorgen.

von Jörn Dirk Zweibrock

Der Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt, der Termin für das nächste Freilufttheater am Dom steht und die Handlung sowieso. Mit jeder Menge Rückenwind aus der vergangenen Festspielsaison sind die Mitglieder des Verdener Domfestspiel-Vereins nun während ihrer Jahreshauptversammlung im Hotel Höltje in den Frühling gestartet. Natürlich gab es dabei auch ordentlich etwas zu feiern, schließlich besteht der traditionsreiche Verein nunmehr seit 25 Jahren. Anlass genug, beim silbernen Jubiläum zurückzublicken, aber freilich auch vorauszuschauen, denn nach den Festspielen ist ja bekanntlich vor den Festspielen. 

Kreativer König

"Es war schon eine besondere Herausforderung, der wir uns als neuer Vorstand stellen mussten", blickte der alte und neue Vorsitzende Ralf Böse auf die vergangene Produktion "Die rebellische Hexe" von Autor, Regisseur und Komponist Hans König aus dem Jahr 2022 zurück. „Immer wieder mussten Etatpläne geändert werden, da die Ausgaben durch Preissteigerungen in vielen Bereichen ständig angepasst werden mussten.“ Die Pandemie habe wie ein Damokles-Schwert über der Vorbereitungsphase gelegen und den Verein dazu gezwungen, neben den "normalen Risiken wie Wetter oder Ausfälle von Darstellenden" alle Eventualitäten zu bedenken. Am Ende sei die Produktion aber dennoch erfolgreich abgeschlossen worden, bilanzierte Produktionsleiter Volker Schwennen.

Zur Freude der Vereinsmitglieder teilte Böse mit, dass der künstlerische Leiter und Vize-Vorsitzende Hans König auch für die kommende Spielzeit, sprich 2025, zur Verfügung stehe. Die Handlung steht, bis Jahresende feilt König am neuen Stück und verrät schon einmal, dass es darin um einen Verdener Unternehmer geht, der Ende des 19. Jahrhunderts eine Zündholz- sowie eine Tütenfabrik, einen Zeitungsverlag und ein Theater besessen habe. "Seine Geschichte bietet mir viele Möglichkeiten, ein spannendes und unterhaltsames Stück zu schreiben, das sich mit Idealen, Wünschen, Werten, der Passion für das Theater und auch mit der Liebe in all ihren Facetten auseinandersetzen wird."

Neben Böse und König wurden auch Stefanie Wegener (Kassenwartin) und Janina Tessloff (Schriftführerin) von der Mitgliederversammlung jeweils einstimmig für zwei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Kassenprüferin Gaby Kracke wurde turnusgemäß von Tiane Fröhlich abgelöst. "Das Ergebnis zeigt nicht nur die Wertschätzung der Mitglieder gegenüber dem alten und neuen Vorstand, sondern auch das Vertrauen in dessen ehrenamtliche Arbeit und dessen großes Engagement", freuten sich die "Domis", als die die große Domfestspiel-Familie immer wieder gerne bezeichnet wird.

Kooperation mit Kulturvereinen

Ebenso ging ein großes Dankeschön an den langjährigen Sponsorenbetreuer Wolfgang Reichelt, der sich letztmalig 2022 bereit erklärt hatte, Gelder aus der Verdener Wirtschaft für das "norddeutsche Oberammergau" zu akquirieren.

Künftig will der Domfestspiel-Verein mehr mit anderen Vereinen kooperieren, um der kulturellen Vielfalt Verdens ein Gesicht zu geben, erläuterte Schwennen, der dem Verein neben seiner Funktion als Produktionsleiter auch weiterhin als Kultur- und Projektmanager zur Verfügung steht.

"Mitte 2024 gehen wir dann wieder in die Vollen", erläutert Böse den weiteren Fahrplan für die nächsten Domfestspiele. Die Castings für das neue Stück rund um den Verdener Unternehmer sollen planmäßig im Herbst über die Bühne gehen.

Doch es gab auch eine Hiobs-Botschaft bei der Versammlung zu verkünden, denn die Räumlichkeiten für den umfangreichen Fundus mit Bühnenelementen, Requisiten, Kostümen und Technik auf dem Gelände der Verdener Keks- und Waffelfabrik wurden dem Verein gekündigt. Dies bedeutet nicht nur, dass ein unvorhergesehener Umzug ansteht, sondern auch, dass bald neue Räumlichkeiten benötigt werden, um die Sachen einzulagern. "Wer über solche Räumlichkeiten verfügt, kann sich gerne beim Vorstand des Verdener Domfestspiel-Vereins per E-Mail an die Adresse vs@dfsverden.de melden", betont Ralf Böse und hofft, dass die "Domis" noch viele weiteren Menschen aus dem Landkreis Verden mit ihrer Spielfreude anstecken werden. 

Postanschrift

Verdener Domfestspiele e.V.
Domherrenhaus
Untere Straße 13
27283 Verden

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